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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 226

1859 - Lübeck : Rohden
226 Xv. §. 2. Innere Bereitung der Völker für die Aufnahme des Christenthumö. Heive blieb, sondern anch in allen seinen Regierungshandlungen, in seinen Bauten und Festen, wie in seinen Grausamkeiten und Mord- thaten stch als ein arger Heide zu erkennen gab. Den ganzen Macca- bäerstamm hatte er ausgerottet, selbst seine eigne maccabäische Gemah- lin sammt ihren Kindern entging dem Mordbeil nicht. Immer tiefer watete der Fürchterliche in Blut und Greuel. Bon allen Seiten ängstet ihn der Verdacht eines Verraths, einer Empörung, eines Nebenbuhlers. Da erschreckt ihn die Nachricht, daß „ein König der Juden geboren sei." Daß er das von Fremden erfahren muß, daß er erst Nachfrage halten muß, wo das Königskind zu finden sei, daß er Mordanschläge gegen den nengebornen Messias faßt und ausführt — das alles be- kundet hinlänglich, daß sein Königthum nur das Zerrbild, ja der vollendetste Gegensatz gegen das wahrhaftige Königthum in Israel, und daß von dem mit israelitischen Formen umhüllten Heidenthum nur die grimmigste Feindschaft und Verderben für die Kinder Gottes zu er- warten sei. Aber all sein Griinin vermag nichts gegen den hülstosen Knaben, um welchen stch die Engel schaaren. Während in Bethlehem Rahel weint über ihre Kinder (Matth. 2, 17 f.), wird er selbst, Hero- des, in ekelhafter Krankheit von Würmern und Läusen gefressen. Gottes Sohn aber ist in Aegypten geborgen; und erst nach dem Tode des Gottlosen wird er nach alter Weissagung (Matth. 2, 15) wieder aus Aegypten gerufen in das jüdische Land. Da ist unterdeß das Reich des Herodes getheilt. Sein Sohn Antipas herrscht in Galiläa und Arche laus in Judäa. Aber Letzterer nicht lange. Bald wird er von den Römern abgesetzt und heidnische Landpfleger treten an seine Stelle. Er hatte mit seiner Grausamkeit die Veranlassung geben müssen, daß das Jesuskind nicht in Jerusalem oder in Bethlehem er- zogen wurde, sondern in Nazareth. Denn also lautete die Weissa- gung von Alters her (Matth. 2, 24). §. 2. Innere Bereitung der Völker für die Ausnahme des Christenthums. Fast noch wichtiger als die äußere ist die innere Bereitung der Völker für die Aufnahme des Lebensfürsten, der jetzt in die Welt gekommen war. Wir haben im Verlauf der orientalischen Geschichte gesehen, daß jene alten Völker des innern Asiens die vom grauen Alterthum her noch vorhandenen Ueberreste göttlicher Offenbarungen immer mehr verkommen ließen rmd sie unter dem heidnischen Natur- dienst ihrer falschen Gottheiten vergruben. Ihnen wurde zwar von Zeit zu Zeit die Gnade zu Theil, daß von Jerusalem aus, von der Offenbarungsstätte des Herrn Zebaoth, ihnen neue leuchtende Strah- len der ewigen Wahrheit zugesandt wurden, und wir dürfen nicht zweifeln, daß die eine geraume Zeit hindurch in ihrer Mitte sich im- mer wiederholenden Wunderthaten göttlicher Allmacht, Gnade und Gerechtigkeit Viele herumgeholt haben von den Wegen des Verderbens,

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 229

1859 - Lübeck : Rohden
Xv. §. 2. Innere Bereitung der Völker für die Aufnahme des Christenthums. 229 faßte begierig die süßen Hoffnungsworte auf und fragte noch, ob nicht dieses oder jenes Mitglied des kaiserlichen Hauses der erwartete Friedensherrscher sei, als er schon mitten unter sie getreten war, den sie nicht kannten. Nur wenige durch den Geist Gottes dem Glau- den geöffnete Heidenherzen erlangten das hohe Vorrecht, ihm selbst, dem Gottmenschen, in's Angesicht zu schauen und die Worte aus sei- nem gebenedeiten Munde selber zu vernehmen. Das waren z. B. die Griechen, denen das große Räthselwort zu Theil wird (Joh. 12, 20—27), die Römerin, die halb unbewußt von seiner Herrlichkeit er- griffen ist (Matth. 27, 19), das phönizische Weib, das den Herrn mit ihren Bitten überwindet (Matth. 15, 28), und der römische Hauptmann zu Capernaum, dessen Glaube größer ist, als aller Juden Glaube (Luc. 7, 9), und jener andere Hauptmann zu Je- rusalem unter dem Kreuz (war's vielleicht, wie die alte Sage will, ein Deutscher?), der zuerst unter allen Heiden mit dem Bekennt- niß hervortritt: wahrlich dieser ist ein frommer Mensch gewesen und Gottes Sohn! Marc. 15, 39. Wie ganz anders waren dagegen die Juden bevorzugt, durch de- ren Städte und Dörfer, Häuser und Märkte der heilige Fuß des Gottgesandten selber einherschritt, auf deren Bergen er betete und pre- digte, an deren Landstraße er heilte und Wunder that, deren Seen und Wüsten das Andenken seines göttlichen Redens und Wirkens noch heute tragen, und die ihn umringen, umdrängen, ihm folgen oder ent- gegenziehen, ihn bitten und fragen und wieder fragen durften nach Her- zenslust ! ^zhnen war von Alters her das Kommen des Messias in kla- ren und ausführlichen Prophetenworten angekündigt, sogar die Weise und die Zeit seiner Erscheinung war auf unmißverstehbare Art im Voraus bestimmt. Man sollte also meinen, bet seiner Geburt hätte ganz Israel wie auf der Warte stehen und ihn mit Jubel begrüßen müssen. Aber da ist keinerlei Aufregung noch Freude noch Bewillkomm- nung. Nur die kleine Schaar der Hirten, sammt den übrigen Wenigen, die auf das Heil warteten, erfuhren etwas von dem allerfeligsten Geheimnis der Geburt des Sohnes Gottes. Wer sonst noch davon hörte, kümmerte sich nicht darum. Auch die Gelehrten, die dem Hero- des richtigen Bescheid zu geben wußten, daß der Juden König müsse in Bethlehem geboren sein, scheinen es nicht der Mühe werth gehalten zu haben, sich weiter nach dem Kinde zu erkundigen. Als Er dann nach 30 Jahren öffentlich hervortrat, da war es freilich anders. Da war auf's Neue seine Ankunft verkündigt durch den Täufer Johan- nes, der größer war als alle Propheten, und zu ihm strömte hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land und alle Länder am Jordan, als ob kein Israelit daheim bleiben wollte, Buße zu thun und das Himmelreich zu empfangen. Und als Er dann selber aufgetreten ist, umgeben von den Jüngern, die der Täufer zu ihm gewiesen und die

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 62

1859 - Lübeck : Rohden
62 Vi. §. 4. Die verführerische Herrlichkeit Zsrael's. nifchen Nachbarn an Pracht und Ueppigkeit wetteiferndes Volk er- scheinen. Jerusalem ward eine weithin gepriesene Königin, ja — aber nicht gepriesen wegen der ernsten Frömmigkeit, der gottseligen Gesin- nung und der reichen Gotteskräfte, die dort zu finden waren, sondern wegen seiner prachtvollen Bauten, seiner ungeheuren Schätze, seines üppigen Hofes, seines geistvollen Königs, kurz wegen des Ueber- maßes alles dessen, was in einer heidnischen orientalischen Hofhaltung die Sinne berauscht und die Sinnlichkeit fesselt. Und dazwischen das sündlich schwache Menschenherz — wird es der großen Gefahr wider- stehen und die schwere Versuchung überwinden? Es ist nicht gesche- hen. Der Schein trat an die Stelle des Wesens, der trügerische Schimmer an die Stelle der Wahrheit. Unter aller äußern Herr, lichkeit war das Volk nicht glücklich (2 Chron. 10, 4) und Salomo selber ging ihnen in seinem höhern Alter mit dem Beispiel des Götzendienstes nicht bloß voran, sondern er führte mit dem wollüsti- gen Genußleben auch die fremden Götzen selber in das Land des Jehova, des allein heiligen Gottes, und stellte die Greuelaltäre ne- den den prachtvollen Tempel des Herrn. Da ward eö offenbar, daß, so wenig Israel als ein heiliges Volk, so wenig das Königreich zu Jerusalem als ein Königreich Gottes auf die Dauer unter den Heiden sich erweisen konnte. Wie wenig David und Salomo es auch nur darauf angelegt hatten, die alten mosaischen Einrichtungen wieder in's Leben zu rufen, erhellt unter Anderm aus der Geschichte des Nationalheiligthums. Als David zur Regierung kam, war die Stiftshütte oder das heilige Zelt auf Gibeon, der Hauptbestandtheil desselben aber, die Bun- deslade, die in's Allerheiligste gehörte, stand in einem Privathause (2 Sam. 6, 3), wohin sie aus der schimpflichen Gefangenschaft im Philisterland war gebracht worden (1 Sam. 6 und 7, 1). Anstatt nun seine erste Sorge sein zu lassen, daß die Bundeslade wieder in die Stiftshütte gebracht und dadurch wenigstens die Möglichkeit des von Gott angeordneten feierlichen Opferdienstes herbeigeführt würde, holte David die Bundeslade vielmehr nach Jerusalem hinauf und errichtete ihr dort in der Davidsstadt ein neues Zelt; die übrige Stiftshütte aber blieb zu Gibeon (1 Chron. 16, 39. 21, 29). Das dauerte die ganze Zeit seiner Regierung hindurch, und noch Salomo opferte bei sei- nem Regierungsantritt zu Gibeon (2 Chron. 1, 3). Neben dieser Hauptanbetungsstätte (großen Höhe) hatten sich aber, dem ausdrückli- chen mosaischen Gebot zuwider, allmälig viele andere Anbetungsstätten (Höhen) in Canaan gebildet, und Salomo nahm es sich nicht übel, auch an solchen unberechtigten Orten zu opfern und zu räuchern (1 Kön. 3, 3. 4). Als nun der prachtvolle Tempel von Salomo gebaut war, wurde zwar die Sttstshütte von Gibeon entfernt, aber der Opferdienst

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 63

1859 - Lübeck : Rohden
Vi. §. 5. Zertheilung und Schwächung des Gottesvolks (975 v. Chr.). 63 auf den „Höhen" dauerte gleichwohl fort, und Salomo hinderte ihn nicht; ja, er sorgte nicht einmal dafür, daß die alten mosaischen Feste regelmäßig gefeiert wurden. Wir lesen 2 Kön. 23, 22 die höchst auf- fallende Bemerkung: daß während der ganzen Regierung David's und Salo mo's nicht ein einzig Mal das Passahfest gefeiert sei, wenig- stens nicht nach der mosaischen Vorschrift. So kam.es also zu keiner kirchlichen Einheit aller Stämme trotz des salomonischen Tempels. Die Kinder Dan behielten bis auf die Zeit des Erils ihren absonderlichen Cultus (Nicht. 18, 30). Wie die Juden vor David's Zeit gewohnt gewesen waren, hier und da auf den Höhen zu opfern (1 Kön. 3, 2), und Salomo selbst den Höhen- dienst, noch dazu mit heidnischem Opfercnltus wieder errichtet hatte (1 Kön. 11, 7), so gewöhnte sich auch nach der Zeit dieser großen Könige das Volk der nördlichen Stamme sehr leicht wieder an solchen Höhendienst (2 Chron. 11, 15) und auch in und um Jerusalem fand er bald genug wieder Eingang. §. 5. Zertheilung und Schwächung des Gottesvolks (975 v. Chr.). Mit der davidisch- salomonischen Zeit hatte das Volk Gottes abermals eine neue Stufe betreten und einen neuen Anfang gemacht. Eö war eine Zeit neuer Erweckung, Hingebung, Begeisterung für den Herrn über das Land und Volk gekommen, also daß der Name des Herrn auch unter den Heiden gepriesen wurde. Aber wir sahen schon, daß es auch mit diesem neuen Anfang einen ähnlichen Fort- gang nahm, wie in den früheren Erweckungözeiten. Da Israel aus Aegypten zog, war es in einer heiligen Begeisterung für seinen himm- lischen Heiland und Retter; aber wie bald beginnt das Murren und der Abfall und darnach das Sterben in der Wüste! Da Israel über den zertheilten Jordan in's Land Canaan zog, war es in derselben heiligen Begeisterung; aber wie schnell ward es ungehorsam den Ge- boten seines Gottes und fiel in Abgötterei und Knechtschaft der fremden Völker. Da Israel die heilige Lade nach Zion begleitete und den neu erbauten Tempel weihen half, war es wiederum in solcher heiligen Begeisterung. Aber eben so schnell hatte es wieder die aus- ländischen Sitten und Götzen liebgewonnen, und mußte darum wie- der in den Ofen des Elends hinabsteigen. Israel hatte jetzt die Jahre der Jugend hinter sich, es war zu der höchsten Blüthe der männlichen Kraft emporgestiegen, der Herr hatte es erhoben über alle Völker und ihm Ruhe gegeben vor allen seinen Feinden umher. Von außen drohte keine Noch, das einige Israel brauchte keinen Anfall der Heiden zu fürchten. . Ungestört konnte es dahin gehen in seines Herzens Gelüsten, dem Herrn der Heerschaaren den Rücken kehren

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 119

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 3. Sitte und Religion der Griechen, 119 das Alles bildete ein hochgkprü'senrs Gemeingut aller Griechen, wel- ches der Vater mit Stolz auf seine Kinder vererbte, und bei dessen Erwähnung jeder Grieche sich gehoben fühlte; denn es waren seine Vater, die solche Thaten gethan, und seine Sänger, die solche Lieder gedichtet. 2) Die festlichen Vereinigungen bei den heiligen Festspielen (besonders den olympischen, pvthischen, nemeischen, isthmischen Spielen), welche alle vier oder alle zwei Jahre gefeiert wurden und alle Grie- chenvölker zu den Wettkämpfen herbeilockten, wo „Viele in den Schran- ken laufen, aber Einer erlangt das Kleinod" (I Cor. 9, 21). Hier fühlten sich die Kämpfer und Zuschauer aus ganz Griechenland und aus den Colonieen als eine große Einheit, und keinem Nichtgriechen war es verstattet, an diesen Festspielen Theil zu nehmen. 3) Die an diese religiöse Gemeinschaft sich anschließenden Verbindungen und Bünd- nisse der einzelnen Staaten unter einander, indem etwa zwölf oder mehr Stamme oder Städte zusammentraten und einen Bundesrath wählten, durch welchen die gemeinschaftlichen Angelegenheiten geleitet und etwaige Streitigkeiten geschlichtet wurden. Der bedeutendste und umfassendste Bundesrath war der Amphiktyonenrath zu Delphi, dem sich allmälig alle Stämme anschlossen, aber nicht zur Berathung und Beschluß- fassung über auswärtige politische Angelegenheiten, sondern nur über innere, namentlich religiöse Verhältnisse. Delphi mit seinem hoch- berühmren Apolloorakel und mit seiner klugen und verehrten Priester- schaft konnte im Laufe der Zeit als der religiöse Mittel-und Einigungs- punkt Griechenlands gelten. Wo aber zum Schuh oder Angriff nach außen hin Waffen- und Bundesgenossenschaften aufgerichtet wurden, da trat gewöhnlich ein einzelner Stamm, Stadt oder Staat an die Spitze der Verbindung und erlangte die Hegemonie, die Führerschaft, durch welche die Einheit wesentlich gefördert wurde. Endlich 4) die Volks- religion, welche, von den einfachen Anschauungen der Pelasger aus- gehend, sich allmalig zu einem höchst phantasiereichen Sagenkreise mit mannigfaltigen Cultusformen ausgebildet hatte, dehnbar genug, um die tiefsten philosophischen Begriffe in sich aufzunehmen, und zugleich dem gewöhnlichen Verstandniß des gemeinen Mannes eine reiche Aus- wahl von Schutzgottheiten und Götterscenen darbietend, die dem leicht beweglichen Geist willkommene religiöse Haltpunkte gewährten. Wie das Land und Volk der Griechen ein Land und Volk der Schönheit war, so war auch ihre Religion eine Religion der Schönheit. Alles, waö sich ihnen Schönes, Lockendes, Anmuthiges, Erhabenes darstellte, verwandelte sich ihnen in eine Göttergeftalt. Die schöne männliche und weibliche Leibesbildung, die Majestät, die Kraft, die künstlerische Fertigkeit, die Liebe, die Ehe, die Jugend, die Weisheit, die Dichtkunst

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 155

1859 - Lübeck : Rohden
Xii. §. 2. Die griechischen Juden und ihre Einwirkung auf die Heiden. 155 minder als zuverlässige und vertrauenswerthe Leute erwiesen zu ha- den als bei den Ptolemäern; denn diese Könige verpflanzten vorzugs- weise jüdische Colonicen in solche Gegenden, deren Treue und An- hänglichkeit ihnen verdächtig war. So soll Antiochus der Große 2000 Juden aus Babylonien in die neugewonnenen, aufrührerischen Gegenden in Lydien und Phrygien verpflanzt haben; und entweder von dort her oder von dem neugebauten und ebenfalls stark mit Ju- den bevölkerten Antiochia am Orontes sammelten sie sich in allen reicheren Handelsstädten des westlichen Klein-Asiens, in Ephesus, Pergamus, Milet, Sardes u. s. w., siedelten von dort nach den griechischen Inseln und nach den Küstenstädten Griechenlands und Macedoniens über, und immer weiter rückten sie allmälig vor in die westlichen europäischen Länder. Ueberall, wohin die Juden entweder durch den Willen der Könige verpflanzt wurden, oder wohin sie selbst durch ihre Wanderlust und schnell überhand nehmenden Handelsgeist und Gewinnsucht getrieben wurden, brachten sie die eigenthümliche Zähigkeit des jüdischen Wesens, die Selbständigkeit jüdischer Sitte und jüdischen Glaubens mit, fühlten sich überall als das von Gott erwählte Volk erhaben über die Heiden, und im Besitz der eignen herrlichen Offenbarungen verachteten sie gänz- lich deren abergläubifchen Götzendienst in seiner tausendfachen Gestalt. Aber gerade durch das Besondere und Auffallende ihres Wesens, durch ihre absonderlichen Speisegesetze, Sabbathfeier, Reinigungen und Ge- bete mußten sie die Aufmerksamkeit ihrer heidnischen Umgebung in ver- stärktem Maße auf sich ziehen. Von wie vielen gelehrten Gesprächen und Verhandlungen religiöser und wissenschaftlicher Streitfragen mit jü- dischen Geiueindevorstehern geben uns die Schriften gelehrter Griechen Kunde. Man hat sichxgefragt, ob das von Plato fast mit propheti- scher Klarheit gezeichnete Bild eines vollkommenen Gerechten, der durch Leiden sich bewährt, nicht durch irgendwelche Kunde von den jüdischen Weissagungen ihm aufgegangen ist. Die ganze alttestamentliche Wun- dergeschichte, die geheimnißvollen messianifchen Weissagungen, die be- ständige Hinweisung auf den heiligen Mittelpunkt des gesammten Israel in Zion unv auf dem heiligen Berge Moria, die Erzählungen von ven räthselvollen Herrlichkeiten des heiligen Tempels, von dem Opferdienst und den heiligen Gebräuchen, mußte die Neugier reizen, und früh schon werden (wie Joh. 12, 20) griechische Begleiter mit den jährli- chen Festzügen nach Jerusalem hinaufgezogen sein, um selber zu schauen, was sie von den heiligen Geheimnissen daselbst gehört hatten. Da war es denn schon ein kleines Vorspiel der zukünftigen herrlichen Erfüllung dessen, was Jes. 2 geweissagt ist: daß nämlich der Berg, da des Herrn Haus ist, erhaben sein wird über alle heidnischen Hügel und alle Berge der Heiden, und viele Völker hinaufgehen und sagen: kommt, lasset uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Ja- cob, daß er uns lehre seine Wege und wir wandeln seine Steige.

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 204

1859 - Lübeck : Rohden
204 Xiv, §. 4. Verderbniß in Rom, bietende Opnmat konnte darauf rechnen, daß seine Vorschläge durch- gingen. War aber keine Frage zu entscheiden, die augenblickliche Privatinteressen berührte, für welche es sich also Jemand etwas ko- sten ließ, so war das einzige Mittel, das unverständige Volk zu lenken: die Redekunst. Soeben hatte man sie von den Griechen gelernt und war noch immer eifrig beflissen, sie zu lernen: die nichts- würdige Kunst, nicht etwa die Wahrheit in siegender Kraft vor die Augen zu legen, sondern den Schein der Wahrheit mit trügerischen Schlüssen in blendenden Lügen dem Volke genehm zu machen und es zu dem beabsichtigten Zwecke zu lenken. So lange nun die elende Masse des Volks ohne Haupt und Führer blieb, war wenig von ihr zu fürchten. Sobald sich aber ein Redner und Aufwiegler an ihre Spitze stellte, um entweder aus aufrichtigem Mitleid oder aus ehr- geizigem Interesse ihre Sache gegen die Optimaten zu verfechten, mußte es nothwendig zu einem blutigen Zusammenstoß kommen, und damit war denn das erste Stadium der neuen Krankheitsperiode be- zeichnet, in Welche Rom jetzt eingetreten war, die Periode der inneren Unruhen und Bürgerkriege. Die schweren Unruhen, welche erst Ti- berius, später Casus Sempronius Gracchus zwölf Jahre hindurch*) in Rom erregten, die Bürgerkämpfe, das Blutvergießen auf den Straßen, in den Tempeln, die schrecklichen Mordanschläge und grausamen Verfolgungen von beiden Seiten führten zwar am Cnde doch nur wieder zu einem Sieg der Optimaten und zu stärkerer Bedrückung des Volks; aber sie öffneten allen nachfolgenden Dema- gogen eine weite Aussicht. Denn jetzt war der Weg ihnen vorge- zeichnet, wie man es anfangen müsse, um das römische Volk und somit den Weltkreis zu beherrschen. Auch noch auf einer andern Seite kam zu derselben Zeit das Nebel zum Ausbruch. In früheren Zeiten war es eine Ehre der kriege- rischen Jugend des römischen Adels gewesen, bei festlichen Gelegenhei- ten feierliche Kampfspiele aufzuführen. Da aber die kriegerische Begei- sterung erlosch, ließ man lieber den Sklaven das gefährliche Spiel, und um die Schaulust desto vollständiger zu befriedigen, ließ man sie gleich auf Tod und Leben kämpfen. Zuerst bei den Begräbnißfeierlichkeiten angesehener Römer, dann auch bei anderen Festlichkeiten, zuletzt sogar bei schwelgerischen Gelagen mußten nun diese Unglücklichen, in beson- deren Fechterschulen dazu abgerichtet, bald paarweise, bald in Massen mit einander kämpfen und zur Belustigung der Zuschauer sich schmerz- *) Es war die Zeit, da nach dem Tode des weisen Simon der Maccabäer Jo- hannes Hyrcanus Fürst und Hoherpriestcr in Jerusalem war.

8. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 263

1859 - Lübeck : Rohden
Xvi, §. 7. Erneuerte Gefahr von außen und innen. 263 machte sich selbst zu dessen Oberpriester und suchte es durch Schulen bis in die geringsten Schichten des Volks zu verbreiten. Um die Weissagung über Jerusalem Lügen zu strafen, unternahm er den Wie- deraufbau des Tempels daselbst und kündigte öffentlich seine Absicht an, den Galiläer (so nannte er unfern Herrn Jesus Christus) doch noch zu überwinden. Aber als Feuer aus der Erde brach und die Werkstücke sammt den Arbeitern auf dem Tempelberge zerstörte, als der Speer ihm in die Seite fuhr, der ihm im Kampf mit den Per- sern den Tod brachte, da erkannte er mit ingrimmiger Seele die Ob- macht des Galiläers; denn mit seinem Tode (363) war auch sein Werk vernichtet. Mit erneutem Eifer wandten die Hirten und Häupter der christ- lichen Gemeinden, nachdem die Wetterwolke vorübergezogen war, sich wieder zu der Aufgabe, welche der Herr vorzugsweise jenen Jahrhun- derten, jenen aus griechischer und römischer Bildung herkommenden Geistlichen und Bischöfen gestellt hatte. Das war nämlich die sorgfäl- tige und bis in's Einzelste gehende Ausbildung des kirchlichen Lehrbe- griffs, besonders der drei großen Hauptpunkte: von der Dreieinigkeit, von der Natur und Person Christi, und von den großen Gegensätzen Sünde und Gnade. Unter vielen 'Kämpfen, leider auch unter Ein- mischung vieler fleischlicher Leidenschaften und Rohheiten, wurden durch die allgemeinen Concilien, mehr noch durch die einzelnen hervorragenden Geister damaliger Zeiten, wirklich diejenigen Lehr- bestimmungen ausgefunden und sestgestellt, welche bis zur Refor- mation , ja zum größern Theil bis auf den heutigen Tag für alle kirchlichen Bekenntnisse die gemeinsame und unausweichliche Lehr- norm gebildet haben. Unter den ausgezeichneten Männern, welche unter der Leitung des heiligen Geistes solch großes Werk zu Stande brachten, stehen oben an Athanasius, Basilius, Gregor d. ä. u. j., Hieronymus, Chrysostomus für den Orient; Augustinus, Ambrosius und Leo für den Occident. Sie sind die großen Kir- chenlehrer, welche mit Fug und Recht als Kirchenväter gepriesen wer- den. Denn wenigstens bis zur Reformationszeit ging die gesammte Kirche einträchtig in den von ihnen vorgezeichneten Wegen, und im Verlauf von fast einem Jahrtausend ward kaum ein Versuch gemacht, etwas Neues oder gar jenen Kirchenvätern Widersprechendes in der Kirche zu lehren. — Nicht minder eifrig baute die damalige Zeit an Feststel- lung der gesammten Formen kirchlicher Einrichtung und Sitte. Die kirchlichen Feste und Festzeiten, die Einrichtung und Ausstattung der Kirchen, die Form des Gottesdienstes, die äußeren Werke und Kennzeichen christlicher Frömmigkeit, als Fasten, Wallfahrten, Psalmensingen, Sonntagsheiligung, Gebetszeiten, Bilderausstellung, Kreuzschlagen, Kniebeugen, Kindtaufe, kirchliche Trauungen und Be- gräbnisse, ja selbst die schweren Bußzeichen, Selbstkasteiungen, Einsied- lerleben, Klostergelübde wurden bereits damals allgemein. So sehr auch die
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